..... Zusammenfassung meiner Dissertation .....

Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea) in Niedersachsen. Verbreitung, Gliederung, Dynamik, Keimungsbedingungen der Arten und Schutzkonzepte

Literatur: Baumann & Täuber 1999, Täuber 1998, 1998a, 1998b, 1999, 1999a, 2000, 2000a,  2000b, 2001, Täuber & Garve 1999, Täuber & Petersen 2000, Täuber 2001)
                                                                                  Zwergbinsen-Gesellschaften

In meiner Dissertation wird sowohl eine neue synsystematische Gliederung der Isoëto-Nanojuncetea (Zwergbinsen-Gesellschaften) für Niedersachsen als auch für Deutschland vorgestellt. Außerdem wird eine ausführliche Beschreibung der Keimungsbedingungen der meisten Kennarten, der Standortbedingungen der Gesellschaften sowie eine Analyse der Schutzmöglichkeiten vorgenommen.

  Im ersten Teil werden die Ergebnisse von Seedbank-Untersuchungen mit Boden aus einer Sandgrube und von Aussaatversuchen mit 12 Kennarten der Isoëto-Nanojuncetea dargestellt. Durch die bei den Versuchen angewandte Methode (TÄUBER 1998, Versuchsaufbau anschauen? Versuchsaufbau Keimungsversuche) war es möglich, definierte Temperatur- und Bewässerungsbedingungen einzustellen.

  Im zweiten Teil erfolgt die Beschreibung der einzelnen in Niedersachsen vorkommenden Gesellschaften und ihrer Standortbedingungen. Dieser Übersicht liegen 429 eigene - nach einheitlicher Methodik angefertigte - Vegetationsaufnahmen zugrunde, die mit Hilfe eines von BRUELHEIDE (1995) entwickelten Computerprogramms gegliedert wurden, das eine Berechnung von Artengruppen mit innerhalb eines Aufnahmekollektives signifikant gehäuft vorkommenden Arten ermöglicht. Die Definition und Abgrenzung der einzelnen Vegetationseinheiten ergibt sich aus der logischen Verknüpfung von vorkommenden oder fehlenden Artengruppen oder Einzelarten (Kennarten). Die standörtliche Charakterisierung und die Beschreibung syndynamischer Aspekte sind das Ergebnis von bodenökologischen und phänologischen Untersuchungen an jedem erfassten Wuchsort. Anhand des eigenen Aufnahmematerials und zahlreicher Literaturaufnahmen (insgesamt 1036 Aufnahmen) aus dem gesamten Bundesgebiet, die auf Aufnahmeflächen nicht größer als 20 m² und nicht vor 1970 angefertigt wurden, konnte erstmals eine Übersicht über die Isoëto-Nanojuncetea Deutschlands erarbeitet werden.

  Im dritten Teil der Arbeit erfolgt eine Bewertung der Ergebnisse für den Naturschutz. Eine Analyse des Gefährdungsgrades und der Gefährdungsursachen für die Arten und Gesellschaften führt unter Beachtung der Verantwortlichkeit für Schutzmaßnahmen zu einem Schutzkonzept, das bei seiner Durchführung den nachhaltigen Schutz der Zwergbinsen- Gesellschaften sicherstellen könnte.

  Die Seedbank-Untersuchungen haben gezeigt, dass Arten der Zwergbinsen-Gesellschaften einen hohen Anspruch an die Wasserversorgung haben und somit deutlich häufiger bei dauernd nassen Bedingungen keimen als bei feuchten oder nur frischen. Die Keimrate der Juncaceae (u.a. Juncus tenageia, Juncus bufonius; so klein können Keimlinge sein Keimling von Juncus bufonius) liegt bei einem Tag/Nacht-Wechsel der Temperatur von 26°C auf 11°C signifikant höher als bei Temperaturen von 33°C und 18°C bzw. 19°C und 7°C im Wechsel. Die Keimung und Blüte von Juncus bufonius wird durch eine langsame Abtrocknung unter Erhöhung der Temperatur gefördert. Keimlinge von Peplis portula und Gnaphalium uliginosum kamen im untersuchten Boden nur relativ selten auf und waren bei mittleren und hohen Temperaturen unter dauernd nassen Bedingungen am häufigsten anzutreffen. Die Ausbildung von Blüten findet bei allen Arten überwiegend erst bei Temperaturen über 20°C statt.

  Bei den Aussaatversuchen hat sich die Wichtigkeit von dauernd nassen Keimungsbedingungen bei allen Arten, die zur Keimung gebracht werden konnten (11 der 12 untersuchten Arten), deutlich bestätigt. Die eingebrachten Samen von Juncus tenageia keimten überhaupt nicht, die von Radiola linoides und Gypsophila muralis mit nur sehr geringer Keimrate. Arten mit deutlich ozeanischer Verbreitungstendenz (Anagallis minima, Cicendia filiformis und Illecebrum verticillatum) zeigten bei einer Höchsttemperatur von 29°C eine höhere Keimrate als bei 33°C. Arten, deren Areal sich weiter in kontinentale Gebiete erstreckt (Limosella aquatica, Elatine hydropiper, Peplis portula, Juncus bufonius), reagierten auf diese Temperaturerhöhung zumindest nicht mit einer geringeren Keimrate. Aufgrund des hohen Disjunktionsgrades von Elatine triandra (Bild anschauen? Elatine triandra) und Elatine hexandra ist die Erhöhung der Keimraten durch diese Temperaturerhöhung arealkundlich nicht zu deuten. Eine Frostvorbehandlung fördert die Keimung der Samen von Arten, die auch in die boreale Region vordringen, oder führt zumindest nicht zu einer verringerten Keimrate. Die Erhöhung der Temperatur von 22°C auf 29°C führte bei Anagallis minima, Elatine hexandra, Elatine triandra und Peplis portula zu einer erhöhten, bei allen anderen Arten zu einer in etwa gleichen Keimrate. Die Keimung von Juncus bufonius ist im Rahmen der getesteten Varianten temperaturunabhängig, wird aber durch eine nasse Vorbehandlung im Dunkeln gefördert. Die Tatsache, dass Arten der Isoëto-Nanojuncetea nicht im Dunkeln keimen, unterstreicht die Wichtigkeit von offenen Bodenbereichen für die Ausbildung der Bestände. Das Absterben von Samen oder die Ausbildung einer Dormanz durch eine längere trockene Lagerung erscheint bei einigen Arten sehr wahrscheinlich (z.B. bei Cicendia filiformis, Limosella aquatica und Juncus bufonius).

  In Niedersachsen ließen sich innerhalb der Ordnung Cyperetalia fusci insgesamt 7 Assoziationen und 5 Gesellschaften differenzieren, die z. T. in mehrere Subassoziationen untergliedert werden konnten. Die beiden Verbände der Ordnung sind deutlich durch die jeweiligen Assoziations-Charakterarten gekennzeichnet und zusätzlich durch jeweils eine Trennartengruppe differenziert:

  Die vorgenommene pflanzensoziologische Gliederung der Isoëto-Nanojuncetea hat nicht nur zu einer klaren Definition der einzelnen Gesellschaften, sondern auch zu einer Vereinfachung des bisherigen Systems geführt. Das Cicendietum filiformis umfaßt sowohl das Ranunculo-Radioletum als auch Teile des Centunculo-Anthocerotetum. Bestände von Elatine hydropiper und Elatine triandra können aufgrund gemeinsamer Vorkommen zu einer Gesellschaft zusammengefaßt werden. Das deutlich gekennzeichnete Junco bufonii-Gypsophiletum muralis ist bisher nicht aus Niedersachsen beschrieben worden. Die Berechnung der Artengruppen mit Aufnahmematerial aus dem gesamten Bundesgebiet hat nur zu geringfügigen Abweichungen in der Zusammensetzung der Gruppen und bei der Gliederung geführt. Zusätzliche Assoziationen konnten nicht abgegrenzt werden. Aufgrund der nur geringen Anzahl an aktuellen Aufnahmen mit Cyperus flavescens ließ sich keine Artengruppe mit dieser Art berechnen, so dass die Bestände vorläufig als ranglose Gesellschaft gefasst werden müssen.

  Bodenökologisch sind die Gesellschaften des Elatino-Eleocharition durch deutlich höhere Gehalte an organischer Substanz und entsprechend höhere Stickstoffgehalte von den Gesellschaften des Radiolion unterschieden. Postulierte Unterschiede der Bodenfeuchte in den Beständen der verschiedenen Subassoziationen des Cicendietum und des Spergulario- Illecebretum finden sich auch in den Ergebnissen der Bodenuntersuchungen wieder. In den Böden der meisten Gesellschaften herrschen Sand- und Schluff bei weitem vor, wobei die Gesellschaften des Radiolion tendenziell häufiger auf Sandböden, die des Elatino-Eleocharition häufiger auf Schluffböden anzutreffen sind. Das Junco bufonii-Gypsophiletum zeichnet sich durch einen relativ hohen Skelettgehalt der Böden aus. Die Fragmentarischen Ausbildungen der Assoziationen und die Basalgesellschaften sind meist durch eine höhere Variabilität der Bodenparameter gekennzeichnet.

  Die Analyse der aktuellen Bestandes- und Gefährdungssituation für die Arten und Gesellschaften der Isoëto-Nanojuncetea in Niedersachsen zeigt zum einen, dass meist eine sehr hohe Gefährdung besteht und viele unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sind (besonders eine Intensivierung oder die Aufgabe von Nutzungen), zum anderen, dass eine abgestufte Priorität bei den Schutzbemühungen sinnvoll ist. Erste Priorität besitzt demnach der Schutz der Fragmentarischen Ausbildung des Eleocharito-Caricetum bohemicae, der Elatine triandra-Elatine hydropiper-Gesellschaft, des Elatino alsinastri-Juncetum tenageiae und von Teilen des Cicendietum und des Cypero-Limoselletum. Von den weiteren Gesellschaften gehören das Spergulario-Illecebretum, das Junco bufonii-Gypsophiletum und die restlichen Bestände des Cicendietum in die zweite Schutzprioritäts-Stufe. Die konkreten Schutzmaßnahmen vor Ort sollten von allein für den Pflanzen-Artenschutz freigestellten Angestellten der Unteren Naturschutzbehörden koordiniert werden. Welche Landkreise für welche Gesellschaften verantwortlich sind, wird tabellarisch und durch aktuelle Verbreitungskarten der einzelnen Arten dargestellt. Die Vorgehensweise, die einen nachhaltigen Schutz sicherstellen kann, wird anhand eines Schemas dargelegt und erläutert. Kernpunkte dabei sind neben einer konkreten Gefährdungsanalyse Gespräche und Verhandlungen mit aktuellen oder potentiellen Nutzern der Wuchsorte.
Zu bestellen bei: Cuvillier-Goettingen@t-online.de

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Dr. Thomas Täuber  01.2008